Unsere Geschichte
Als es für unseren Bauernhof im Zevener Stadtgebiet zu eng und verkehrsreich wurde, siedelten Gisela und Hermann Lienau den Hof aus auf eine Ackerfläche außerhalb der Stadt am Rande des Auetales. Daher entstand der Name „Hof an der Aue“ , denn es gab dort noch keine Straßennamen.
Wenn die Tagesarbeit beendet war, widmeten sie ihre Aufmerksamkeit Gedanken und Fragen, Zukunftsfragen:
- Wie wird sich die Landwirtschaft entwickeln?
- Muss man „Wachsen oder Weichen“?
- Muss ein Bauer immer stärker abhängig werden von z.B. Landmaschinen, Düngern, Chemikalien, Arzneimitteln, immer neuem Saatgut?
Wir fanden: „Nein!“ und wandten uns dem biologischen Landbau zu, der mit wenig zugekauften Betriebsmitteln auszukommen sucht, und sich seine Fruchtbarkeit selber baut. Um zusätzliches Einkommen zu erzielen, boten wir „Urlaub auf dem Bauernhof“ an und ermöglichten damit besonders Kindern den Kontakt zum Land und zu den Tieren. Ein wichtiges Buch in jener Zeit war „Der Stumme Frühling“ von Rachel Carson. Sie schildert darin die Auswirkungen neuer industrieller Verfahren in der Landwirtschaft:
- dass die Nutztiere krankheitsanfällig werden
- dass die artgerechte Haltung geopfert wird
- dass die Artenvielfalt reduziert und die Landschaft eintönig wird
- dass vor allem durch giftige Rückstände aus chemischen Betriebsmitteln der Mist, die Böden, die Pflanzen und letztlich die Vögel vergiftet werden, immer mehr, bis der Frühling nahe scheint, in dem kein Vogel mehr singt!
Dies Buch unterstrich die Notwendigkeit des Bio-Anbaues, brachte uns aber auch auf ein anderes Thema: Damals wurden viele Alleen, Windschutzhecken und auch einzelne Bäume in der Landschaft entfernt zugunsten des Verkehrs, oder auch der effektiveren Landbewirtschaftung. Doch wo kein Baum mehr steht, fliegt auch kein Vogel mehr. Also pflanzten wir umso mehr Bäume und Sträucher, desto kahler die Ackerflur rundherum wurde.
Ein anderer schwerer Eingriff in die Landschaft war die „Begradigung“ der Aue 1963. Das bedeutete: der Bach wurde 0.5 Meter vertieft zur Drainage und Entwässerung der Bachwiesen. Die Biegungen wurden abgeflacht zum schnelleren Abfließen von Hochwasser.
Die Talaue wurde planiert, um größere Maschinen in der Ernte einsetzen zu können. Der Uferbewuchs wurde entfernt und sein Nachwachsen verhindert, da die neuen Ufer jetzt jährlich gemäht wurden.
Allem zugrunde lag die Absicht, in den Talauen intensivere Landwirtschaft betreiben zu können.
Aus Sicht der Ökologie waren all diese Maßnahmen natürlich verheerend:
- Kanalartige Bachufer fördern die Ausbreitung von Bisamratten
- Schneller Wasserabfluss lässt die Landschaft ausbluten, weniger Grundwasserneubildung, mehr Trockenheiten
- Bachläufe ohne Beschattung haben massiven Algenbewuchs und eutrophieren
- Die Artenvielfalt an Fischen, Vögeln, Insekten und Pflanzen sowie Mikroorganismen nimmt stark ab
- Die Wasserqualität wird vermindert
Durch Neuanpflanzung haben wir ca. 1,5 Kilometer der Aueufer wieder belebt und dadurch einen großen Teil der Schäden wieder behoben. An dem bepflanzten Teil der Aue fliegen jetzt wieder seltene Libellen, Algen treten vermindet auf und an den Ufern wächst wieder eine Vielfalt an Wildpflanzen.
Anfang der Achtziger Jahre begannen wir zusammen mit Freunden aus Bremen, Bildungsurlaube hier auszurichten. Das Seminar „Alternativ Leben“ brachte über 25 Jahre lang konkretes Wissen und mutige Visionen mit wachen und aufgeschlossenen Menschen aus Bremen und um zu in Berührung, was für viele eine Bereicherung bedeutete.
Diese Zusammenarbeit führte unter Anderem zu einer Direktvermarktung nach Bremen, der Belieferung einer SV Coop, dem gemeinsamen Bau einer Brücke über die Aue, eines Sonnenkollektors und eines Gewächshauses für Tomaten. Außerdem bauten wir unseren bisherigen Schweinestall zum Gästehaus um. Für größere und kleinere Vorhaben kamen uns die Städter zur Hilfe.
Heute liegt der Schwerpunkt der Bildungsarbeit im Bereich des FÖJ (Freiwilliges ökologisches Jahr).